Südwesten

Der Süd-Westen Frankreichs ist eine mächtige, alte Kulturlandschaft. Die Pyrenäen im Süden schützend im Rücken, reichte der Einflußbereich einst weit in die Mitte Frankreichs. Landschaft und Kultur dieser traditionsreichen Region sind ebenso faszinierend wie die Geschichten, die sich um die Messer ranken, die hier ihre Wurzeln haben und die ihrerseits auf die wechselvolle Geschichte verweisen.

Manche haben uralte Wurzeln, die weit vor das Mittelalter reichen, CAPUCIN, SAINT-AMAND, BONNET, mit Salbeiblattklingen wie sie bereits die Römer schmiedeten, oder das AGENAIS mit Yatagan-Klingen, die die Kreuzritter aus dem Orient mitbrachten.

Andere entstanden im Massif-Central im 17ten und 18ten Jahrhundert wie das YSSINGEAUX, aus dem sich wiederum zahlreiche Messertypen entwickelten wie u.a. das LAGUIOLE, das zu dem vielleicht bekanntesten Messern Frankreichs werden sollte. Mehr Informationen findet man bei den jeweiligen Messertypen unten und in dem Buch von Christian Lemasson auf unserer Bücherliste. "Das LAGUIOLE, Geschichte eines außergewöhnlichen Messers“, dessen Übersetzung wir soeben abgeschlossen haben. Erhältlich ab etwa September 2021 in unserem Literaturangebot bei unseren Accessoires.

Mehr Informationen finden Sie bei den einzelnen Messertypen unten.

Poitou-Charentes

Die Städte Cognac, Poitiers und Angoulême überwältigen mit einer Fülle historischer Dokumente: Grabanlagen aus der Steinzeit, römische Bauwerke, romanische Kirchen, Bastiden und Châteaux. Auch Fischerei und Austernbänke, Viehzucht und Käse, Weinbau und Destillate aus Armagnac und Cognac genießen Weltruhm. Es ist eine Region, in der man den Atlantik und bereits das Savoir-vivre der südlichen, leichteren Lebensart genießt.

Aquitaine

Das Aquitaine, ein Land, dem Julius Cäsar den Namen gab, wo man nicht keltisch, sondern einen baskisch-okzitanischen Dialekt sprach. Durch die Heirat der mächtigen Königin Eleonore von Aquitanien mit Heinrich von Anjou, dem späteren englischen König Henry II, gehörte die Region zeitweilig zur englischen Krone. Die Baskenregion im Süden inspirierten zwar kulturell, sorgt bis heute aber auch für politischen Streit. Trotzdem, reich war die Region immer. Die Rotweinkapitale Bordeaux ist das Paradebeispiel, über die Weinanbaugebiete mit St. Emilion, die Trüffel des Périgord, Foie gras, Schinken aus Bayonne, Lämmer aus Pauillac, die Pflaumen von Agen, Käse wie den Ossau-Iraty aus den Pyrenäen … man wußte hier immer zu leben. Über 1000 Schlösser baute man in der Dordogne, die Kreuzritter brachen von hier auf und brachten aus dem Orient Schätze mit, die Yatagan-Klinge … manchmal aber auch nur das nackte Leben.

Midi-Pyrénées

Die Midi-Pyrénées reichen von den Pyrenäen im Süden bis zum Massif-Central in der Mitte Frankreichs. Die südlichen Départements sind landschaftlich, sprachlich, kulturell völlig verschieden von den nördlichen. Im Süden befinden sich die höchsten Gipfel der Pyrenäen, wo wieder Bären, Wölfe und Adler angesiedelt werden. Die Geschichte der Katharer, Montségur, Scheiterhaufen bleiben präsent, Bastiden prägen das Bild vieler Dörfer. Wenig nördlich wird es bereits milder, man spricht den gascognischen Akzent, die Sommer sind lang und warm, die Winter kurz und mild.
Im Norden das Massif-Central, Aubrac, Aveyron an der Grenze zur Auvergne, hier liegt bereits die Grenze zur fruchtbarsten der Messerregionen Frankreichs. Thiers, die Messerkapitale Frankreichs, in der die Messer für ganz Frankreich angefertigt wurden und das Dorf Laguiole, in dem das wohl bekannteste Messer Frankreichs entstand. Routiers, fahrende Händler, die mit ihren Fuhrwerken durch ganz Frankreich und bis Spanien zogen, die Märkte mit Kohle, Wein und den Produkten ihrer Heimat versorgten, verbreiteten das LAGUIOLE, das ursprünglich als Alltagsmesser der Viehzüchter diente. Die Landflucht zum Ende des 19. Jahrhunderts traf die Region hart und entvölkerte weite Landstriche. Die Messerherstellung in Laguiole starb kurz nach 1900 völlig aus, wurde aber in Thiers weitergeführt, sodaß das LAGUIOLE überlebte.
Bougnats nannte man die Menschen, die vor der Armut flüchteten, sich in den großen Städten Frankreichs niederließen (Kohlehändler werden in Paris noch heute "bougnats“ genannt). Manche Bougnats wurden Gastronomen, fanden damit ein gutes Auskommen, denn die Küche der Auvergne wird in Frankreich hochgeschätzt, andere wanderten aus und nahmen neben ein paar Habseligkeiten ihre LAGUIOLE-Messer mit. Traf man in der Fremde Gleichgesinnte, war das LAGUIOLE der Ausweis ihrer Herkunft. So entstand der Begriff des Passport-Auvergnat, des „auvergnatischen Passes“ als Zweitname für das LAGUIOLE. Mit ihm wußte man sich unter Freunden und Gleichgesinnten, teilte Wein, Brot, Käse und half einander.

Die Messer der Region: