Rouennais
Die alte Version ist nicht mehr verfügbar. Die neue ist ab Ende 2024 lieferbar. Das ROUENNAIS aus dem Norden Frankreichs (man spricht es mehr erfahren
Die alte Version ist nicht mehr verfügbar. Die neue ist ab Ende 2024 lieferbar. Das ROUENNAIS aus dem Norden Frankreichs (man spricht es \ʁwa.nɛ\) ist ein Messer mit feinen Details, eleganter Linienführung und, überraschend, ist gleichzeitig sehr alltagstauglich. Im 19,Jh wurde es in Tinchebray in der Normandie von der Schmiede Beljambe meist in luxuriöser Version für wohlhabenden Bürger, Ärzte, Kaufleute, Advokaten und Veterinäre hergestellt. Seine zahlreichen, ausgeklügelten, auch dekorativen Details machten es sehr beliebt. So beliebt, daß sich auch die Landbevölkerung dafür interessierte und es bald für den Alltag in ihren Taschen haben wollte. Für sie, die Apfelbauern, die den Cidre herstellten und die Rinderzüchter, von denen die Milch für die berühmten Käse und die Crème stammt, wurden von den Dorfschmieden einfachere Versionen hergestellt, die auch mit mehreren Teilen versehen sein konnten : Korkenzieher oder Dorn, eine Säge oder „la flamme“ ergänzten die Hauptklinge und halfen im täglichen Leben auf den Höfen. Von den Milchbauern, so sagt der Volksmund, habe es dann auch seinen Spitznamen erhalten : „Queue de vâche“ (Kuhschwanz).
Um 1860 trat, wie bei vielen andren regionalen Messern in Frankreich, ein Wandel ein, denn die aufstrebende Messermetropole Thiers entdeckte das Messer und begann seinerseits mit seiner Herstellung. Die Möglichkeiten zur billigeren Herstellung in Thiers (siehe Buch Lemasson) bedeuteten einerseits einen Vorteil für die nicht so wohlhabenden Kunden der unteren Schichten, die nun ihre ROUENNAIS von den Handelsreisenden auf den Märkten billiger erwerben konnten, andererseits führte es dazu, daß die Messerschmiede in der Normandie ihre Kunden verloren und ihre Werkstätten aufgeben mußten.
In Thiers führte der Zwang zur billigen Produktion und die komplexen Details bei der Montage der ROUENNAIS allerdings dazu, daß seine Herstellung sukzessive vernachlässigt und ab 1960 quasi eingestellt wurde. Wir selbst haben in den 2010er Jahren in befreundeten Traditionsschmieden in Thiers noch einige ROUENNAIS „auf alte Art“ anfertigen lassen, mußten aber einsehen, daß mit der industriellen Fourniture, die auf abgearbeiteten Werkzeugen hergestellt wurde und ohne die pfiffigen Details keine ROUENNAIS im ursprünglichen Sinn mehr hergestellt werden konnten. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschlossen, eigene Teile herzustellen, aus denen wir in unserem Atelier nun wieder ROUENNAIS in ursprünglicher Façon produzieren können : mit deutlich verkürztem Ricasso, mit Fehlschärfe und vor allem mit der feinen Rille unterhalb des Klingenrückens, die nahtlos in die Rückenfase an der Klingenspitze übergeht. Einst war sie gleichzeitig Nagelhau und Element veterinär-chirurgischer Tätigkeiten. Dieses feine Detail wurde bei der industriellen Fourniture in Thiers aber durch einen plumpen Stanzfalz ersetzt. Bei der Suche nach einem ROUENNAIS sollte man deshalb darauf achten, wie dieses Detail ausgeführt ist, denn es gibt Rückschlüsse zu, wie und mit mit welchen Teilen das Messer herfestellt wurde. Die Summe der Details und die dekorativen Rosetten auf dem Griff, die wir nicht flach, sondern aufwändig leicht gewölbt mit molletonierten Nieten herstellen, geben dem ROUENNAIS eine Finesse zurück, die es im Kern immer ausmachte. Konstruktive Verbesserungen wie eine aufschlagfreie Klinge etc waren für uns bei der Entwicklung unserer Fournitüre ebenso selbstverständlich.
Herausgekommen ist ein Taschenmesser mit allen Elementen seiner ursprünglichen Eleganz, Schönheit und Raffinesse, das den Respekt vor der Tradition ebenso bewahrt wie den Blick nach vorne richtet. Es wurde ein Begleiter für Menschen in einer sich wandelnden, modernen, zunehmend urbaner werdenden Welt, die ein Gespür für die Schönheit der Objekte besitzen, mit denen sie sich umgeben und gleichzeitig Charme und Tradition seiner Ursprungsregion zu schätzen wissen.
Demnächst lieferbar.