Centre, Pays de la Loire, Île-de-France und Paris
Centre, Pays de la Loire, Île de France, Paris, die Region erstreckt sich vom Atlantik entlang der Loire mit ihren berühmten Schlössern bis Paris, dem Zentrum Frankreichs, ... mehr erfahren
Centre, Pays de la Loire, Île de France, Paris, die Region erstreckt sich vom Atlantik entlang der Loire mit ihren berühmten Schlössern bis Paris, dem Zentrum Frankreichs, einst Sitz der Könige im Louvre und in Versailles.
Paris selbst spielt für die Kunst der Messerschmiede keine bedeutende Rolle, auch wenn es hier Messerschmiede gab, in Paris wurde mehr gehandelt als produziert. Für die Belieferung der Geschäfte und Märkte hatte sich ein Netz von "Routiers" und Straßenhändler*innen etabliert, die die Erzeugnisse aus den Schmiedezentren wie Thiers, Laguiole, Châtellerault und Nogent vertrieben.
Klappmesser mit Ressort im Rücken, Taschenmesser wie wir sie heute kennen, setzten sich erst nach der Französischen Revolution von 1786 durch. Dabei handelte es sich um zwei Grundtypen. Die einen sind Messer der Landbevölkerung, die sie sowohl bei der täglichen Arbeit wie für die Mahlzeiten und ihre Zubereitung benutzten. In den verschiedenen Regionen Frankreichs entstanden deshalb Messer mit unterschiedlichen Klingen- und Griffformen, die den Besonderheiten der jeweiligen Regionen angepaßt waren. Verständlich, wenn man sich vor Augen führt, daß ein Fischer in der Bretagne sein Messer für andere Tätigkeiten nutzt als ein Winzer im Burgund, ein Schäfer in den Pyrenäen oder ein alpiner Bauer in den Savoyen und daß eine einzige Klingengeometrie oder Griffform die unterschiedlichen Anforderungen an ein Messer nicht erfüllen kann.
Der zweite Grundtyp ist frei von den Anforderungen, die man an einen täglichen Gebrauchsgegenstand hat. Diese Messer wurden für die Bürger und den Adel angefertigt. Advokaten, Ärzte, Geschäftsleute konnten damit ihre Bücher und Schriftbündel aufschneiden oder Federkiele anspitzen. Auch Damen führten immer Taschenmesser mit sich. Von George Sande weiß ihre Enkelin sogar zu berichten, daß sie sich an den Tisch der Küche setzte, ihr LAGUIOLE hervorholte und den anwesenden Kindern und dem Gesinde erklärte, wie man eine Ente fachgerecht tranchiert. Häufig besaßen Damenmesser kleine Korkenzieher, die aber nicht für Weinflaschen gedacht waren, sondern um die Korken von Parfumfläschchen zu öffnen. Die Messer der Aristokratie besaßen zusätzlich repräsentativen oder wehrhaften Charakter.
Die Messer dieser Region sprechen also eine beredte Sprache, weil sie zum einen Messer für den täglichen Gebrauch Landbevölkerung waren, zum anderen, wie das CHATELLERAULT, zu einer Messerfamilie gehörten, die dem Adel vorbehalten war. Jedem, der dem Adelsstand nicht angehörte, war das Führen sogar bei Strafe verboten.
Überhaupt waren bis zur Revolution hauptsächlich feststehende Messer verbreitet. Selbst einfache Faltmesser ohne Rückenfeder, wie die STEPHANOIS, waren selten. Sie waren für weite Kreise der Bevölkerung unerschwinglich.
Grundsätzlich führte jeder ein Messer für alle möglichen Gelegenheiten mit sich und war es nur, daß man es für das Casse-croûte benötigte oder wenn man zum Essen geladen war, denn seinerzeit war es nicht üblich, dem Gast ein Besteck aufzudecken. Der Gast brachte es selbst mit.
Die Materialien der Griffe sind ebenfalls von Bedeutung. Für den Adel wurden die kostbarsten Materialien verwendet, Edelmetalle, Elfenbein und Schildpatt, die man aus den Kolonien importierte. Für Bürgertum und Landbevölkerung griff man auf die Schätze der heimischen Natur zurück. Knochen und Rinderhorn ersetzten Elfenbein und Schildpatt, gaben dem Messer also eine coole Eleganz wie Elfenbein oder schillernden Farbenreichtum wie Schildpatt. Für die ländliche Bevölkerung fertigte man Messer aus den typischen Materialien ihrer Region. Die Messer sprechen also eine bezeichnende Sprache, denn sie sind ein Teil ihrer Region und Spiegel der Kultur und Tradition.
Mehr Information finden Sie unten bei den einzelnen Messertypen.
Pays-de-la-Loire |
Der Atlantik, die Loire, kleine Flüsse, Kanäle ... Wasser spielt in dieser Region eine Hauptrolle. Wegen ihres milden Klimas nennt man die Pays-de-la-Loire "Douce France", das liebliche Frankreich. Auf ihrer Reise zum Atlantik fließt die Loire an den Renaissance-Schlössern vorbei, die sich wie Perlen einer Kette an den Ufern aufreihen. An Angers, an Saumur und Chinon, das einst so mächtig und uneinnehmbar war, daß Richelieu die Anlage als Steinbruch freigab und schleifen ließ, um die von dieser mächtigen Anlage ausgehende Gefahr zu beseitigen.
Centre |
Die Region Centre liegt zwischen Pays-de-la-Loir und Paris ein Stück im Herzen Frankreichs. Hier setzt sich die Perlenkette der Loireschlösser fort. Amboise, Azay le Rideau, Blois, Chambord, Chenonceau sind Prunkstücke der französischen Architektur. Meist sind die Châteaux von märchenhaften Parkanlagen umgeben. Die Nähe zu Paris -und damit die Nähe zum Hof des Königs- ließ sie entstehen, eingebettet in eine liebliche Landschaft mit Flüssen, Wäldern und Feldern, hinter deren Mauern höfisches Leben zelebriert und Politik gemacht wurde. Die Mätressen, von denen es einige zu Berühmtheit brachten, lebten hier ebenso wie verstoßene Ehefrauen. Ränkespiele und Intrigen waren an der Tagesordnung und auch die Vertreter der Kirche waren am Spiel um die Macht beteiligt. Zu den Schlössern gesellen sich Kathedralen wie Chartre, ein Höhepunkt der Gotik. Man holte zahlreiche Künstler an die Höfe, die teilweise nicht nur kurz für die abendliche Unterhaltung sorgten, sondern, wie Leonardo da Vinci, dort einen großen Teil ihres Lebens verbrachten.
Île-de-France |
Paris ist das Zentrum. Die Départements Yvelines, Seine-et-Marne, Essonne und Val-d’Oise bilden die „grande couronne“ um Paris. Hier "spielt die Musik", auch heute noch. Die Aristokratie unterhielt hier ihre Stadthäuser, um dem Zentrum der Macht so nahe wie möglich zu sein.
Die Messer der Region: